Stillprobleme? Schlafprobleme? Piratenangriff!

Daniel konnte mich als Gastschreiberin gewinnen, weil ich noch ganz viel Material habe, welches thematisch zu abcd-web.de passt.

Mir ist es wichtig, das Kompetenzgefühl der Eltern zu stärken. Liebe Eltern, liebe Mütter ! Ihr habt eine innere Stimme ! Vielleicht auch Intuition genannt… Hört wieder mehr darauf, lasst euch nicht von Aussenstehenden verunsichern… Ihr seid genau die richtigen Eltern für Euer Kind/ Eure Kinder !!

Den folgenden Brief schrieb ich einmal einer ratsuchenden Mutter, die zwischen Empfehlungen von außen und ihren eigenen Gefühlen hin und hergerissen war.

„Liebe stillende Mutter mit „Schlafproblem des Babys“, ich will versuchen, Dir ein paar Zusammenhänge zu erklären.
Du kennst die alte Geschichte: Mutter-Kind-Bindung beginnt schon im Mutterleib. Sie ist da besonders eng und unauflösbar, das heißt, wir sind in diesem Zustand wirklich aneinander gebunden.

Nun kommt der Moment der Geburt, das Baby wird getrennt von dir beim Durchschneiden der sichtbaren Nabelschnur . Es bleibt jedoch eins noch lange bestehen: Die unsichtbare Nabelschnur, die noch kein hochgelehrter Wissenschaftler beschrieben hat – oder vielleicht doch, ich weiß nicht. Männer können das wohl nie beschreiben, denn da fehlt bekanntlich das Schlüsselerlebnis.
Die unsichtbare Nabelschnur kann zum Beispiel folgendes bewirken: Ich lege mein Kind nach der Mahlzeit ab und hin und ins eigene Bettchen, was ich ja wirklich liebevoll vorbereitet habe und tue es im guten Gewissen, weil es die Generationen vor mir auch so gehandhabt haben. Meine Mutter hat es mir beigebracht, dass das so gut und richtig ist. Ich vertraue auch darauf. ABER: Jetzt habe ich aber kein so phlegmatisches Kind oder schon resigniertes Kind, wie ich es einst für meine Mutter war und es beginnt nach einer halben Stunde, wenn der erste „Durchgang“ verdaut ist, oder auch schon eher, zu weinen, zu schreien. Was nun ? Die Mutter sagt es so, der Arzt sagt es so, der Erziehungsratgeber hat wieder einen anderen Tip. Aber ich selbst, tief in mir drin, beginne, etwas ganz anderes zu hören – nennen wir es leicht scherzhaft den heiligen Geist der Mütter…

Der sagt etwas, was die anderen für undenkbar halten: Das Baby will herum getragen werden, ich möchte es so gern herumtragen. (Da sagt die eigene Mutter in Dir: Nein, um Himmels willen, Du verwöhnst Dein Kind damit!!!) So versinkt die eigene Stimme wieder im grauen Nebel der grauen Zellen oder an der untersten Spitze des Mutterherzens. Und ich fahre weiter mit meiner Säuglingspflege fort, weil ich gar nicht in der Lage bin, als stillende Mutter Kämpfe auszutragen und ich bin unsicher. Also setze ich die altvertrauten Riten fort.
Aber: ich bin innerlich nicht zufrieden. Ich ahne, dass es da noch etwas anderes gibt.

Ich habe in einem Stillbuch der La Leche Liga eine Karikatur. Auf der einen Seite des Bildes ist in der Draufsicht das elterliche Schlafzimmer abgebildet, auf der anderen das Kinderzimmer. Im Ehebett schläft der Mann gut und geräuschvoll und ungestört. Die junge Mutter allerdings liegt wach und hat eine Sprechblase über dem Kopf , in der ist das sehnsüchtige Bild nach ihrem Kind abgebildet. Das Baby in seinem Zimmer hat eine ebensolche Blase über dem Kopf und sehnt sich darin nach seiner Mutter. Was soll das heißen ?Ich weiß, dass wir auf keiner einsamen Insel im Ozean gestrandet sind, aber ich nehme dieses Beispiel sehr gern, um den Mamas zu verdeutlichen, was ich mit Mutter-Kind-Bindung und der daraus folgenden Beziehung und der inneren Stimme meine.
Stell Dir vor, Du strandest jetzt !!! mit Deinem Baby auf dieser Insel. Du findest für Dich genug zu essen und hast  ja Milch für Dein Kind. Irgendwann findest Du auch eine Höhle, die noch eine zweite kleine Höhle daneben hat. Es wird Nacht. Du hast Dir ein Bett gerichtet aus Gras und Blättern. Was tust Du dann ? Legst Du das Kind in die separate kleine Schlafhöhle oder… ? Ich glaube unter diesen Umständen ist die Antwort auf die Frage für ein Mutterherz, das mit seinem geliebten Baby allein dort ist, total einfach, oder ?

Warum ist es in dieser zivilisierten Gesellschaft so schwer, so natürlich zu leben und auf sich zuhören? Ich füge noch ein paar Dinge bei: Nun bist du auf dieser Insel total zufrieden und glücklich aber eines Tages fallen Piraten ein. Dein Frieden ist bedroht. Bis zu diesem Tag war alles harmonisch und leicht. Deine Milch floss, wann immer das Baby danach Verlangen hatte ( denn du hast dort keine Uhr, um zu sehen, wann 3 Stunden vorbei sind…), gabst Du ihm die Brust. Ihr beide hattet viel Körperkontakt, tags und nachts. Doch nun die Wende: Dicke schwarze Wolken in Form dieser Piraten fallen ein. Wirst du das allein schaffen, Deine Idylle gegen diese „Feinde“ zu verteidigen ? Allein wahrscheinlich nicht, es sei denn, du hast einige Tricks auf Lager. Zu zweit eher, d.h. in diesem Falle ist es enorm wichtig, dass sich dein Mann als Verteidiger ins Schlachtgetümmel stürzt. Er wird natürlich nur Erfolg haben, wenn Ihr beide einer Meinung seid und er diese nach außen handfest vertritt. Dann werden sich die Piraten ganz schnell zurückziehen und Euer Frieden ist wieder hergestellt. Bist Du allein, d.h. ohne Partner, musst Du die Verteidigung selbst übernehmen und das kostet Kraft, die oft zu Lasten der Milchproduktion geht. Bist Du allerdings nicht richtig informiert und hörst noch dazu nicht auf Deine innere Stimme, so können die Piraten, die manchmal in Form der Oma, Tante und Mutter, aber auch über vorsichtigem oder schlecht informiertem medizinischen Personal auftauchen, enorm viel Schaden anrichten und Deine innere Stimme ist ganz schnell übertönt und Du hast keinen Mut mehr, auf sie zu hören.

Du erkennst vielleicht jetzt , wohin ich dich gedanklich leiten wollte. Nun noch ein kleiner Erfahrungsbericht von mir:
Meine beiden Mädchen habe ich ähnlich „aufgezogen“. Am Anfang stand nach der Geburt die Trennung in der Klinik in den Nächten. Zu Hause hatte ich dann Kinder, die wirklich z.T. nervig waren/ schwierig im Verstehen etc. Sie schliefen zwar in unserem Zimmer, aber im eigenen Bettchen weiter weg von unserem Bett. Da ich damals schon ein Buch mit Titel: „Drei in einem Bett“ von Deborah Jackson und „Körpergefühl“ von Regina Hilsberg gelesen hatte, wusste ich, dass es gut sein sollte, mit Kind zu schlafen, schon allein die praktische Seite mit dem „Nicht aufstehen müssen“ zum Stillen in der Nacht. Aber: Ich konnte es nicht. Warum ? Vielleicht lag es am engen Bett und daran, dass ich es unter meiner eigenen Decke mit uns zweien versucht hatte. Ich schlief schlecht und war wie gerädert, so legte ich das Kind zum Schlafen nach zwei Nächten wieder in den Stubenwagen und dachte: je weiter weg, umso besser kann ich schlafen, da höre ich die Geräusche nicht… (Vielleicht lag es aber auch an der Tatsache, dass ich meine Mädchen nicht 24h bei mir hatte und Trennungszeiten in der Klinik aushalten musste.) Pustekuchen, ich hatte wesentlich weniger Erholung in der Nacht. Aber ich stand immer irgendwie zwischen zwei Stühlen . Beim zweiten Kind war es teilweise noch verschärfter und es stellten sich bei mir noch zusätzlich Depressionen ein.

In dieser Situation wurde ich überraschend zum 3. Mal schwanger und dachte: das kannst du niemals schaffen. Aber wir schafften es und es wurde ein Bub, den ich dann mit gutem Gewissen sogar schon in der Klinik nicht her gab und sofort im eigenen Bett hatte. Tag UND Nacht. Und es war GUT ! Ich habe eine einzigartige Beziehung zu ihm und wir verstehen uns teilweise auch ohne Worte. Ich habe ihn auch zu Hause – mein Mann war einverstanden, bedeutete es doch für ihn, in der Nacht nicht mehr zum Prosteln aufstehen zu müssen…- mit ins Bett genommen, allerdings stellte ich es dann etwas anders an, als vorher. Ich baute dem Kerlchen zwischen uns am oberen Bettende ein Nestchen. Zuerst kam da ein Schaffell hin, das war sein Platz. Ich deckte ihn mit seiner eigenen kleinen Decke zu, so dass ich ungestört schlafen konnte. Verlangte er in der Nacht nach Brust, drehte ich mich einfach rum, zog ihn zu mir, stillte ihn und wenn er fertig war, rollte ich ihn wieder auf sein Plätzchen. ( ich hatte auch alle Wickelutensilien am Bett und habe, weil es kalt war im Schlafzimmer, mit Hilfe einer Taschenlampe unter der Bettdecke gewickelt, wenn es mal nötig war. Dazu habe ich mich einfach hingesetzt , die Beine angestellt, das Baby dazwischen gelegt und die Decke über uns drüber gezogen).

Als er älter wurde und mobiler, stellten wir sein Gitterbettchen auf und schoben es richtig an mein Bett heran (Balkonbett). Zwei Sprossen machten wir raus, so dass ich ihn genauso bequem stillen und zurückrollen konnte, wie vorher. So ganz langsam im Laufe der folgenden Monate und Jahre ( er ist jetzt 4 und schläft seit er ca. 3 ist mit seiner Schwester im Kinderzimmer) habe ich ihn weiter weggestellt ( sein Bett natürlich) und aber nur soweit er es zuließ. Er ist nicht verwöhnt und wir haben eine sehr innige Beziehung zueinander. Thema Verwöhnen: Verwöhnen kannst Du Dein Kind nicht mit Liebe und Körperkontakt (= Urbedürfnis der Kinder, dass zu stillen natürlich und gut ist), erst wenn Du statt dich selbst dem Kind materielles über die Maßen gibst, verwöhnst Du es. Du tust gut daran, soviel wie möglich Körperkontakt zu Deinem Kind zu haben. Dein eigener Körper ist hormonell auch darauf eingestellt und vorbereitet. Stillst Du diese Erwartung nicht, kann es zu Disharmonien im Hormongleichgewicht kommen und es kann zu Depressionen und Schlafstörungen etc. kommen. Vielleicht denkst Du jetzt, es ist nun schon zu spät, vor allem, weil Du so eine fiese Geburt hattest. Ich denke, es ist noch vieles aufholbar, bedarf natürlich einer Umgewöhnung, die am Anfang unbequem, da ungewohnt ist. Aber die sich lohnt. Ich möchte Dir Mut machen, Deiner innigsten und innersten Herzensstimme zu folgen und Dein Kind zu Dir zu holen. Es wird später wieder lernen und von selbst begehren, allein zu schlafen. Und was sind 4 Jahre im gesamten Leben eines Menschen ? Es gibt immer wieder Veränderung.
Nun ist das ein Riesenvortrag geworden und ich hoffe, Du konntest diesem, ohne Stiche im Herzen zu verspüren, folgen.“

Über Anja Chevalier
Hallo - ich bin Anja Chevalier und hoffe, der Bericht hat dir gefallen. Wenn nicht - so oder so: sinnvolles feedback willkommen.

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